In den vergangenen Wochen werden wir gebetsmühlenartig immer wieder darauf hingewiesen, uns zum Schutz vor einer Ansteckung mit dem SARS-CoV-2-Virus unter anderem gründlich und häufig die Hände zu waschen. Dieser eigentlich selbstverständliche Hinweis wird z.B. vom Robert-Koch-Institut explizit hervorgehoben. Doch warum ist das gerade jetzt so wichtig und warum ist Händewaschen mit Seife im Alltag sogar wirkungsvoller als das Einreiben mit einem herkömmlichen Handdesinfektionsmittel?
Das Virus SARS-CoV-2, das verantwortlich ist für die Erkrankung COVID-19, gehört zur Spezies der sogenannten SARS-assoziierten Coronaviren. Diese sind reine RNA-Viren, das Genom besteht aus einzelsträngiger RNA (ssRNA). Umgeben wird die RNA, zusammen mit Proteinen, von einer proteinhaltigen Virushülle, die in eine Lipidmembran eingelagert ist. Diese Lipidmembran besteht aus einer Phospholipid-Doppelschicht. Die Virushülle macht das Virus anpassungsfähiger an die Immunabwehr des Wirtskörpers und daher auch gefährlicher.
Ein für uns wichtiger Bestandteil des Virus für seine Bekämpfung auf Oberflächen ist seine Virushülle mit der Lipidschicht. Die in Seife (und auch Spül- und Waschmitteln) enthaltenen Tenside sind amphiphil, bestehen also aus einem hydrophilen (griechisch: „wasserliebend“) und einem hydrophoben (griechisch: „Wasser meidend“), auch lipophil („fettliebend“) genannten Teil. Die Tenside bilden in wässriger Lösung Mizellen: Das sind kugelförmig angeordnete Moleküle, bei denen sich der hydrophile Anteil zum Wasser hin ausrichtet, der lipophile jedoch nach innen. Dieser lipophile Anteil der Mizellen nimmt Fettbestandteile auf. Im Fall der behüllten Viren umschließen die lipophilen Moleküle die lipidhaltige Virushülle und lösen sie auf.
Die RNA des Virus wird dabei freigelegt, ist allerdings nicht mehr infektiös. Sie wird durch Ribonukleasen, die überall auf der menschlichen Körperoberfläche zahlreich vorhanden sind, rasch abgebaut.
Teile der zerstörten Virenhülle werden daraufhin eingeschlossen in Mizellen. Da der äußere Anteil dieser Mizellen hydrophil ist, können sie einfach mit dem Wasser abgespült werden.
Um alle Stellen zu erreichen, sollte allerdings auf ein Aufschäumen der Seife geachtet und eine Handwaschzeit von mindestens 20 Sekunden eingehalten werden sowie ein gründliches Abspülen der Virenreste erfolgen.
Der in Händedesinfektionsmitteln enthaltene Alkohol zerstört ebenfalls die Lipidschicht. Der Alkoholgehalt sollte hierbei aber mindestens 60 % betragen und die Einwirkzeit des Desinfektionsmittels 30 Sekunden nicht unterschreiten. Es muss ausreichend Desinfektionsmittel in die Handfläche gegeben werden, die hohle Hand sollte vollständig damit gefüllt sein und Fingernägel und Hautfalten gut benetzt werden.
Ein Nachteil ist, dass Virusreste danach nicht einfach abgespült werden. Deshalb ist auf die richtige Verwendung und Einwirkzeit unbedingt zu achten. Im täglichen Leben scheint das Waschen der Hände mit Seife daher einfacher und praktikabler zu sein.
Ihr Team von Genaxxon bioscience
"Fettige" Viren
Sehr gut erklärt, warum Hände waschen in Zeiten von Corona so nützlich ist.