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Mit genetischer Modifikation gegen die Klassische Schweinepest: Schwein gehabt?
Mit genetischer Modifikation gegen die Klassische Schweinepest: Schwein gehabt?
Die Klassische
Schweinepest (KSP) gilt als eine der bedeutendsten
Tierseuchen weltweit. Sie verursacht bei einem Seuchenausbruch hohe ökonomische
Schäden und Verluste. Versuche zur Ausrottung schlugen bisher fehl. Der letzte
seuchenhafte Ausbruch in Deutschland war Mitte der 90er Jahre.
Die KSP ist eine hochansteckende, anzeigepflichtige Viruserkrankung von Haus-
und Wildschweinen mit hoher Sterblichkeit. Das bedeutet, dass europaweit
strenge Vorgaben im Falle eines Seuchenausbruchs gelten. Diese umfassen die
Errichtung von Sperr- sowie von Beobachtungsgebieten. Alle Tiere innerhalb des
Sperrgebiets werden getötet (Keulung) und die Tierkörper unschädlich beseitigt.
In beide Zonen dürfen keine Schweine mehr verbracht oder daraus ausgeführt
werden. Alle schweinehaltenden Betriebe innerhalb dieser Zonen werden vom
innergemeinschaftlichen Handel sowie vom Handel mit Drittländern
ausgeschlossen.
Eine prophylaktische Impfung von Hausschweinen gegen diese Tierseuche ist seit
den 90er Jahren vor allem aufgrund handelspolitischer Gesichtspunkte EU-weit
verboten.
Die KSP wird durch ein Pestivirus aus
der Familie Flaviviren hervorgerufen. Sie ist nicht auf andere Tierarten oder
den Menschen übertragbar. Wildschweine bilden das wichtigste Erregerreservoir.
Aber auch das Einbringen von subklinisch infizierten Schweinen stellt eine
Gefahr dar - sowie die Übertragung durch Vektoren. Dazu gehören kontaminierte
Gerätschaften und Spritzen (iatrogene Übertragung) sowie an der Kleidung
anhaftende Partikel. Aus diesen Gründen ist eine optimale Stallhygiene
unabdingbar.
Eine Ansteckung erfolgt hauptsächlich
peroral oder über die Atemwege direkt von Tier zu Tier. Die Inkubationszeit
beträgt zwischen 2-8 Tagen bis über 5 Wochen, je nach Virulenz des Erregers.
Das Virus wird über Kot, Harn, Speichel, Augen- und Nasensekret ausgeschieden.
Die Ausscheidung erfolgt ständig, bereits kurze Zeit nach einer Infektion bis
zum Tode des Tieres. Selbst große Schweinebestände können so innerhalb einer
Woche vollständig infiziert werden.
Das klinische Bild einer Erkrankung ist meist
nicht eindeutig und variabel ausgeprägt. Der akute Verlauf einer Infektion geht
einher mit hohem Fieber bis 41 °C und Inappetenz. Dazu können zentralnervöse
Störungen und zyanotische und hämorrhagische Symptome (Blutungsneigung) kommen,
oftmals kommt es zu respiratorischen und enterobakteriellen
Sekundärinfektionen. Es erfolgen vermehrt Aborte im Betrieb. Infizierte Tiere
verenden meist innerhalb von ein bis zwei Wochen.
Daneben gibt es noch eine chronische Verlaufsform mit abgeschwächten Symptomen.
Ein generelles Fehlen von Symptomen schließt eine Infektion mit der KSP jedoch
nicht aus. Der direkte Nachweis erfolgt über Immunfluoreszenz an Gewebsteilen
sowie über die direkte Erregeranzüchtung aus dem Blut.
Chinesischen Wissenschaftlern ist es nun gelungen, das Erbgut von Schweinen so zu
verändern, dass sie gegen das KSP-Virus resistent sind. Dabei wurde eine
Kombination der CRISPR/Cas9-Methode und der RNA-Interferenz
(RNAi)-Technologie angewandt. RNAi ist ein natürlicher
post-transkriptioneller Gen-Silencing-Mechanismus. Antivirale siRNA wurde dabei
mit der CRISPR/Cas9-Methode in das Schweinegenom eingeschleust. Die Mutation
konnte stabil auf die F1-Generation übertragen werden.
Zunächst wurden antivirale siRNA-Sequenzen identifiziert, deren Expression die
Replikation des KSP-Virus verhindert, und small hairpin shRNA-exprimierende
Targetingvektoren hergestellt. Diese Vektoren wurden daraufhin in den
pRosa26-Lokus von porcinen fetalen Fibroblasten mit dem CRISPR/Cas9-Vektor
durch knock-in mit Hilfe des Gen-Editing-Tools CRISPR/Cas9 eingeschleust.
Rosa26 wird ubiquitär in embryonalen und adulten Geweben exprimiert. Die
Knock-In-Resultate wurden mittels PCR und
Sequenzierung bestätigt. Die so erhaltenen transgenen Fibroblasten wurden mit
dem KSP-Virus infiziert. In den Zellkulturen konnte daraufhin eine antivirale
Aktivität mittels qPCR nachgewiesen
werden.
Die Zellen wurden verwendet, um im nächsten Schritt transgene porcine
Schweineembryonen herzustellen. Diese wurden Sauen implantiert. Es konnten auf
diesem Weg 12 weibliche, voll entwickelte und lebensfähige Ferkel erzeugt
werden, in denen die antivirale RNA mittels qPCR nachgewiesen
werden konnte.
Die F1-Generation wurde mit nicht transgenem Samen erzeugt. Ein Teil dieser
Nachkommen wies das Genom für KSP-Resistenz auf. Die genetische Modifikation
war also stabil vererbt worden.
Schließlich wurden sowohl die transgenen Schweine als auch eine Kontrollgruppe
mit dem KSP-Virus infiziert. Alle nicht transgenen Schweine verstarben akut.
Die genetisch modifizierten Schweine wiesen nur schwache Symptome auf und die
Viruslevel im Blut waren deutlich niedriger.
Durch die Resistenz könnten die hohen wirtschaftlichen Verluste deutlich
reduziert werden. Nach Meinung der Autoren könnte dieses Modell der genetischen
Modifikation auch auf andere virale Erkrankungen und Tierarten anwendbar sein.
Zunächst müssen aber Langzeitstudien vorgenommen werden, z.B., ob die Resistenz
permanent erhalten bleibt und ob es weitere Auswirkungen der genetischen
Modifikationen gibt.
Quelle:
Xie, Z., et al. “Genetically modified pigs are
protected from classical swine fever virus.” PLoS Pathog. 2018 Dec
13;14(12):e1007193. doi: 10.1371/journal.ppat.1007193.